) Rückblick meiner Impressionen
"Endlich wieder Festival" war mein erster Gedanke, "endlich 3 Tage vor mir, in denen ich mal richtig entspannt abschalten kann" (es gibt ja Leute, die nennen Festival stressig, nicht war Leen?
); aber die Zeit verflog schneller, als uns lieb war, denn großes sollte uns erwarten und was dort geboten wurde, war ganz großer Sport:
Freitag - Die Ausgangssituation:
Freitag 20-06-2003 10.02 Uhr MEZ sind wir planmäßig losgefahren und bekamen unterweges noch Tipps für Schleichwege, um schneller zum Parkplatz zu kommen. Um 11.09 Uhr MEZ war mein Zelt fertig aufgebaut und das erste Bier hatte meinen Pansen erreicht und es schmeckte fantastisch. Wir haben noch nie eine so zügige und stress- und staufreie Festival-Anreise erlebt (Schätze mal, Bödi wird gerade neidisch
). Alle hatten dieses Gefühl, wieder zu Hause zu sein - unser guter alter Zeltplatz in Scheeßel. Der Nachmittag war z.T. sehr stürmisch mit heftigen Schauern...aber trotzdem erträglich. Typisches Hurricane Wetter halt - so ist das nunmal da. Die Zeit bis zum Beginn der ersten Bands haben wir mit Bierchen schlürfen, Neuankömmlinge begrüßen und rumgammeln totgeschlagen.
Festivalbeginn:
So gegen 16.30h sind wir Richtung Festialgelände gewackelt. Erste Band angucken ist Satz. Aber dank der chaotischen Eingangsregelung, konnten wir Pinkostar nicht von anfang an gucken...naja, so geil wie letztes Jahr auf der Hurricane Clubshow fand ich sie auch gar nicht mehr...ganz nett waren die.
18.00h - Therapy? Yeeesssss! Habe sie jetzt zum 7. oder 8. Male gesehen und sie waren frischer den eh und jeh. Vieles vom neuen Album gerockt und ein paar must-have Klassiker à la Screamager oder Nowhere. Der Sound war nicht so prickelnd. Die Band wurde übrigens von Elton angesagt. 'Danke Scheiße' an dieser Stelle an Andy Cairns und seine Mannen
Nach dem Auftritt wurde ich von einem jungen Mann angesprochen, der sich als Bödi entpuppt hat *g*. Mit Bödi und Emma gings dann erstmal zum Tresen, Fassbier schlürfen. Nebenbei waren Starsailor von der Bühne zu hören aber irgendwie kann ich mich wirklich an die Band erinnern
...und wenn ich ehrlich bin, hatte ich zu dem Zeitpunkt stark einen im Kanister, kombiniert mit heftiger Müdigkeit. Das ist Dir mit Sicherheit aufgefallen @ Bödi, oder? 
ca. 22.00h - Guano Apes: Eigentlich mag ich nur die erste Platte von ihnen, aber live waren sie verdammt gut. Die haben unglaublichen Druck geschaffen und ich konnte sogar noch meinen müden und vollgetankten Kopf dazu bewegen.
ca. 23.30h - Coldplay: Whow! Eine unbeschreibliche Atmosphäre und was für ein Smarter Frontmann! Das Publikum zu 'Sietzen' hat schon Stil. Alle Hits wurde gespielt - Melancholie zum umarmen - *sigh* Die Ansagen auf deutsch sind irgendwie putzig
...fast so süß, wie wenn Slut zwischen ihren schwermütigen Songs mit ihrem tief-bayrischen Dialekt das Publikum fragt, ob sie auch Durst haben *g*.
Nach Coldplay wollte ich eigentlich noch Sigur Rós gucken, aber das Zelt war rappelvoll und ein reinkommen kam nicht in Frage...letztendlich haben sie sich auch noch eine Stunde verspätet. Egal - zurück zum Zelt, noch ein Bierchen geschlüft, kurz den ersten Festival-Tag Revue passieren lassen und ab ins Land der Träume (mit einem Wadenkrampf eingschlafen...war mir aber auch egal in dem Zustand; mein Akku war eh leer *g*)
Der Freitag war für mich irgendwie der härteste Abend 
Samstag:
Richtig gut gepennt ich habe...und endlich mal wieder ausgeschlafen! Leider hatte ich einen leichten Schädel aber da gibts ja noch das Wundermittel aus Leverkusen, welches auch hervorragend funktionierte
. @ kleinemotte, falls Du das hier liest: Du kannst Dich glücklich schätzen, dass ich schon wach war, als Du morgens angerufen hast 
Nach einem grandiosen Frühstück gings mit einem Tetra-Pack Ananas-Vodka-Gemisch unterm Arm um 13.00h Richtung Zeltbühne, weil wir uns Grandaddy anschauen wollten. Dank der bekackten Einlass-Prozedur durften wir uns glücklich schätzen, noch die letzten Songs im Vorbeigehen anzuhören. Wir sind dann gleich schnurrstracks weiter zur Hauptbühne, um uns um 13.50h Anouk zu geben. Und was soll ich sagen? Die Frau rockte mit einem lauten, fetten Sound die coole Scheiße
. Ich habe Anouk lange nicht mehr gehört und mir war gar nicht bewusst, dass sie dermaßen druckvolle Songs im Handtäschchen hat. Ich bin zu dem Zeitpunkt zu Erkenntnis gekommen, dass sie die 'sexiest woman'*aaaarrrrrrrrrrr* auf diesem Planeten ist, was ich aber gut eine Stunde später wieder revidieren musste, nachdem Skin die Bühne geentert hat.
15.00h MEZ - Hauptbühne: Ein paar unbekannte Männchen betraten die Bühne und schnallten sich ihre Instrumente um. Leichter Applaus war zu vernehmen. Es was kurzeitig Still und als Skin freudestrahlend die Bühne betrat wurde es laut, die Sonne kam ebenfalls in dem Moment heraus und das war der Beginn einer mindestens 1-stündigen Gänsehaut-Phase. Als opener wurde Faithfulness geschmettert und irgendwie hatte ich das Gefühl, da vorne spielen Skunk Anansie. Skin ist immer noch das Energiebündel mit dieser unglaublich positiven Ausstrahlung, und deren Stimme eine Gänsehaut garantiert. Zwischendrin durften wir Zeuge von einer sehr ruhigen 'Weak'-Version in einem smoothen 3/4-Takt werden. Die Songs von Fleshwounds, die man sich gewünscht hat, waren im Programm und zum Abschluss gabs nochmal 2 Stücke von Skunk Anasie - von dem einen habe ich jetzt den Namen nicht parat der andere war 'Charlie Big Potatoe' in allerfeinster Skunk-Härte...@ Leen: Die Tageskarte hätte sich allein für diesen Auftritt gelohnt!
Um 16.30h gings erstmal etwas zurück und Apocalyptica wurde aus sicherer Entfernung begutachtet. Zwischendrin kam dann noch die Lambretta Sängerin mit auf die Bühne und hat die 4 Jungs eine zeitlang begleitet inkl. Bimbo in Cello-Version. Ganz nett - Der brachiale Cello-Sound hat schon was.
17.40h - NOFX Hauptbühne: Zuletzt habe ich sie '95 in Roskilde gesehen und was soll ich sagen? Sie machen noch genauso viel Spass! Don't call me Scheiß durfte genauso wenig fehlen, wie Bob. Alte Hits, neue Hits, Lästereien über ihren Nicht-Präsidenten Bush. Die smarten Califonier hatten die Masse auf ihrer Seite, und ich meinen Sonnenbrand bekommen, auf den ich schon lange gewartet habe und endlich gabs mal Staubwolken vor der Bühne.
18.30h - Slut Zeltbühne: "Servus, mia sa'n Slut aus Ingolstadt" - jaja, Deine Mudder
Souverän, fetter Sound, Melodien zum dahinschmelzen. Bin da aber nach der Hälfte des Sets wieder rausgegangen, weil stickige Luft und der Drang nach etwas Ruhe aufkam. Hab sie ja auch erst vor kurzem in HH gesehen, von daher war es nicht ganz so tragisch.
Nach einer angenehmen Entspannungsrunde beim Zelt ging es gegen 22.00h wieder Richtung Hauptbühne zu Björk. Irgendwie war der Sound ganz schön leise und nicht ganz das was ich erwartet hätte...fand ich nicht so Pralle, auch den Auftritt ansich.
Aber das wurde anschließend gegen 00.00h von Massive Attack entschädigt. Ein Bombast-Sound und eine unglaublich aufwendige Video- & Lightshow. Ist etwas schwer zu beschreiben, was der überdimensionale Bühnenscreen da geboten hat. Was da in etwa abging, kann man sehen. Habe selten einen so abgefahrenen Film mit Bombast-Soundtrack gesehen. Es war nahezu hypnotisch...grandios, abefahren, beeindruckend. Dementsprechend wurden sie auch abgefeiert.
zurück zum Zelt und feuchtfröhlicher Ausklang, viel gelacht 
Sonntag:
Spannendes warten auf kettcar und um 13.50h war es dann auf der Zeltbühne soweit. Die Helden aus Hamburg wurden schon abgefeiert bevor sie den ersten Ton spielten, welcher da 'ausgetrunken' hieß. Die 'Hauptstadt der Gefühle' war für 50 Minuten in Scheeßel in einem Zelt wiederzufinden, man konnte förmlich das Elbwasser riechen. Sie rockten das Haus, das Publikum rockte die Band, alle waren mehr als glücklich, die Band wohl noch mehr als die Fans, rührende Momente und das Hurricane Publikum kann im Gegensatz zum Southside Publikum wenigstens den Takt halten
. "...dieses Bild verdient Applaus"
Da draußen eine Affehitze herrschte, überlegten wir uns noch einen Augenblick beim Zelteingang zu verweilen was dazu führte, dass wir gegen 15.00h Nada Surf gesehen haben. Holla holla Sommermusik. Was anderes fällt mir dazu jetzt nicht ein. Schön!
Gegen 15.30h habe ich mich aus dem Staub gemacht, hinein in den Staub, rüber zur Hauptbühne - Turbonegro auf der Bühne, die Turbojugend davor..."Ohhhooohoooo, I got errection. Die norwegischen Denim Demons forderten mehr darkness, Sänger Hank van Helvete schimpfe zwischen jedem Song über die Stuttgarter Flughafenpolizei, welche seinen Todesstock konfesziert haben. Feiner Schweinerock, es fehlte nur noch die Arschrakete. Happy Tom stehen die blonden Haare wunderbar, und Euroboy ist der wohl sexiest guitarist & Solo player vor dem Herren. "I wanna fuck the world!"
Danach gings erstmal zurück zur Camping Area. Ausruhen, Bierchen trinken und den Plan für den Abend schmieden. Millencollin und Counting Crows (was haben CC eigentlich um diese Zeit auf der Hauptbühne verloren?
) konnte man von dort aus gut hören wobei ich mir doch ein wenig gewünscht habe, erstere aus der Nähe zu sehen und hören. Egal, wir waren uns einig noch etwas zu chillen und erst zu um 22.00h zu Radiohead zum Gelände zu gehen. Tja und um jetzt Radiohead zu beschreiben, fehlen mir gerade die Worte. Das war ganz groß! Wahnsinns Sound, wahnsinns Lightshow, ein wahnsinnig finsterer Himmel und eine wahsinnig gute Band auf der Bühne. Selbst die verquerren Stücke der Kid A rockten. War das ein schöner Abschluss fürs Festival *seufz*
Fazit:
Das Hurricane 2003 war eines der besten Festivals, die ich bisher mitgemacht habe. kettcar, Radiohead, Massive Attack, Skin, Coldplay waren meine absoluten Favoriten. Diese 3 Tage kamen mir vor wie ein halber, warum war es nur so schnell vorbei?
Auffällig:
- Sehr viele Leute mit St. Pauli Trikot oder T-Shirt
- mindestens genauso viele mit NOFX Shirt
- Turbojugend Oslo war da
Auch schön:
- Vegetarische Gemüsepfanne mit dem intensivsten Knoblauchdip wo gibt. Oh, mein Gott war das lecker 
- 'Unser Campingplatz' war nicht so überfüllt, wie die letzten beiden Jahre und wir haben unseren Stammplatz ohne Probleme wiederbekommen
- 'Nur' ca. 43.000 Besucher - rund 10.000 weniger als letztes Jahr. Die Menge ist wesentlich erträglicher, besonders direkt auf dem Gelände zu spüren
- Sehr angenehme Zelt-Nachbarn und keine Asi-Beschallung aus Ghetto Blastern früh morgens
- Schöne Wetter Steigerung von Freitag auf Sonntag
- Security-Personal mit Humor 
- Witzige und alberne Gespräche, z.T. mit wildfremden, die genauso einen abgedrehten Humor mitbrachten wie wir. An dieser Stelle liebe Grüße an Siggi, dem bekackten Bananen-Klaus, der mir vielleicht bei meiner geplanten Robben-Farm (und deren Ausbildung zum Synchron-Taxifahrer) auf Curacao helfen wird

Nicht so prickelnd:
- Die Eingangssituation war unter aller Kanone! Man ist in den letzten Jahren schneller aufs Gelände gekommen, obwohl dieses Jahr weniger los war. Warum musste man zum Teil solange anstehen? Was hat da nicht geklappt mit den Ordnern?
- Nach jeder Band kam in den Umbaupausen per Leinwand und über die Anlage Holsten Pilsenerwerbung *ding-dong*...und danach ein Blumfeld Song und danach einer von REM...nichts gegen diese Songs aber diese Dauerrotation nach jeder Band war total daneben!
- Die Handtasche eines Kumpels und somit sein Handy, Medikamente, Asthma-Spray und Schlüssel wurden geklaut. Das Handy eines anderen Kumpels wurde ebenfalls gemopst. Warum machen irgendwelche Penner soetwas?
- Sonnenbrand (ich sehe aus wie ein gekochter Hummer) ... aber das hatte ich schon im Vorfeld eingplant...wie jedes Jahr eigentlich 
- Welche Penner werfen eigentlich mit Bierflaschen in die Menge?
- Crowdsurfer nerven!
- Die Preise für Nahrung (lecker isses ja...aber das kostet!)
- Mein Zelt - Irgendwie zu klein wie ich finde und ich habe das Gefühl, dass es beim nächsten Aufbau auseinanderreisst
Eine ganze Menge Bilder vom Festival gibt's bereits zu bewundern.
Wer es bis hier hin geschafft hat zu lesen, dem möchte ich meinen tiefsten Dank für die Aufmerksamkeit und Geduld sagen. Ich hoffe, die daheimgebliebenen sind jetzt noch neidischer und kommen nächsten mal gefälligst mit 
So Bödi, jetzt bin ich mal gespannt auf Deine Eindrücke.Statistik: Verfasst von Engholm — 24.06.2003, 13:22
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