Getrübter Glanz
Es war eigentlich nicht so recht damit zu rechnen, dass "Scream" so laut wurde. Gut, das Solodebüt von Sarah Bettens schrie schon im Titel. Aber bis dahin kannte man sie doch eher als zartbesaitetes Wesen. Mit gebremst verzerrtem Gitarrennachdruck unterstrich die Belgierin, dass sie genau wusste, was sie da tat. Vermitteln konnte sie das mit ihren Songs aber leider nicht immer. Wenigstens blitzte in den ruhigeren Momenten immer noch jener Zauber auf, den ihre alte Band K's Choice stets entfalten konnte.
Auch Bettens' Zweitling "Shine" begnügt sich nun mit eher einfachen Strukturen. Ein paar Powerchords, ein treibender Groove und dazwischen viel Gitarre. Gerne auch ziemlich laut, wie man es in den großen Clubs eben so braucht. So genügsam wie solche Arrangements sind natürlich auch wieder die Melodien, die als netter Kontrapunkt nah am Folk siedeln und nie weh tun wollen. Wenn zu sanft gezupfter E-Gitarre doch gleich wieder rehäugige Melancholie die Hauptrolle übernimmt, bemerkt man den angedeuteten Rockradau drum herum kaum.
Bettens skizziert dazu in "I can't get out" mit vermeintlich harmlosen Zeilen ein zerrüttetes Schicksal, das man ihr gerne abkaufen will, bis sich der etwas einfältige Refrain einmischt. Auch Verträumtheiten wie das Titelstück oder die offenherzige Sensibilität von "Feel me break" wirken eher geschmacksvoll einstudiert. Dass dann mit "Put it out for good" ausgerechnet ein Cover von Amy Ray (Indigo Girls) der eckigste Moment von "Shine" ist, könnte man gar für entlarvend halten. Viel mehr als hochgekrempelte Ärmel gibt es hier jedenfalls nicht.
Das Kribbeln unter der Haut gelingt dem zerrissenen "Daddy's gun" viel besser: Ein kleiner Junge fleht seinen Vater an, draußen nach seinem Freund zu sehen, der im Wald liegt, weil sich jemand das falsche Spielzeug ausgesucht hat. Das Schlagzeug zittert, die Gitarren bleiben gedämpft. "And soon the leaves are gonna change." Es braucht eben keine großen Gesten und laute Verstärker, damit Songs gelingen. Im Kleinen bis Ganzkleinen glücken Bettens so das sanfte "Rescue me", das resignierte "Just another day", das akzeptierende "Coasting speed" oder "The soldier song", das Antikriegsklischees mit sanfter Hand wegwischt. Manchmal sind es eben solche Kleinigkeiten, die für wohlige Seufzer sorgen.
Highlights:
Daddy's gun; Just another day; The soldier song
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Finde diese Kritik ziemlich treffend. Neben der Kritik gibt es übrigens auch eine sehr umfangreiche Linkliste (inklusive Link zu Spoonis Tour-Archiv).Statistik: Verfasst von Christian — 02.12.2007, 03:37
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