So, hier nun eine kleine Review vom gestrigen kettcar Konzert in Bremen.
Bremen / Schlachthof - 20.08.2004
So gegen 20 Uhr sind wir (Anne, Manuel und /me ) beim Schlachthof in Bremen angekommen. Es tummelten sich ein paar Leute vorm Gebäude aber irgendwie sah es verdammt leer aus. Wir haben dann noch auf James (Sänger von Manuels Band) gewartet welcher dann so gegen 20.15h auftauchte. James ist gebürtiger Engländer und wir haben ihm erstmal scherzhaft beigepflichtet, dass die deutschprachigen Konzerte heute Abend im Rahmen einer NPD Veranstaltung laufen und er doch besser die Klappe halten soll, wegen seines Akzentes

... Ok, James fährt manchmal mit ähnlichem düsterem Humor auf, von daher hat der das nicht anders verdient
Wir sind dann so gegen 20.30h in die Kesselhalle gegangen, wo es wie draußen immer noch relativ leer war. Ok, erstmal jeder ein kühles gezapftes geordert und ab vor die Bühne, wo wir uns ein Plätzchen in den vorderen Reihen gesichert haben. Zur Erklärung:
Der Tanzflächenbereich in der Kesselhalle im Schlachthof ist nur ca. 2m von der Bühne bis die Tribühne anfängt. Von dort ab geht's mit großen Stufen steil und sehr weit nach oben. Wir waren also sehr dicht (4-5m) vor der Bühne und hatten beste Sicht.
In der Zeit bis 21h füllte sich die Halle recht flott und pünktlich fingen dann aus Berlin an zu spielen. TB sind eine Berliner Band mit eine sehr schnuckeligen, hübschen (*arrrrrrr*) Frau am Bass & Gesang. Erster Eindruck: "Die klingen ja wie 'Wir sind Helden' " ... und dem ist auch so, obwohl viele Songs vom Melancholie-faktor eher Richtung Denkmal gehen. Es waren ein paar sehr schöne Gitarren-Pop Perlen dabei aber auf dauer ähnelten sich die Songs doch ein wenig sehr. Sie hatten einen Keyboarder dabei, der sein Tasteninstrument aber nur sehr selten einsetzte und meistens die zweite Gitarre spielte. Also eher Gitarrenlastig das ganze, wenn auch noch im Pop-Rahmen. Die Band ansich wirkte sehr schüchtern und verlegen - es schien, als spielten sie nicht so oft vor ca. 1000 Leuten
Fazit: WSH Fans, unbedingt mal reinhören in die Band! Als Auftakt zum Kettcar Konzert eine gute Besetzung.
ca. eine 3/4 später kamen (ebenfalls aus Berlin) nach einer unglaublich flotten Umbaupause (2-3 Minuten!) auf die Bühne. Gitarre, Schlagzeug, Bass. Auch hier der Basser am Gesang, unterstützt vom Gitarristen, Deutsche Texte. Leider war von den Texten nicht viel zu verstehen, da der Mischer einen sehr fetten Bombastsound hingeregelt hat. Habe selten im Schlachthof einen so guten Sound erlebt, der leider auf Kosten des Gesangs (und somit auf die Texte) ging. Mag aber auch am Gesang selbst gelegen haben.... jedenfalls was das Trio da geboten haben, war große Kunst: Zwischen Krach und Harmonien, Soundwänden und lieblichen Gitarrenspielereien hörte man ganz große Schlagzeugkunst: Selten, dass mal ein 3/4 oder 4/4 Rythmus gespielt wurde - nein, es war fast durchgehen 5/4, 6/8, 9/8 und was sonst noch so aus dem Rahmen fällt. Aber es passte alles 100%. Haben mir sehr gut gefallen der Auftritt von Delbo und ich muss unbedingt was von denen haben. Sie haben zum Abschluss des Auftritts einen dicken und verdienten Applaus vom Publikum bekommen und waren sichtlich gerührt über die postivie Resonanz
Namedropping fällt mir dazu nicht ein, weil die haben da ihr eigenes gefahren. Sehr zu empfehlen da mal reinzuhören...wird auf jeden Fall die Musiker-Fraktion ansprechen
Nun, die folgende Umbaupause Richtung kettcar dauert etwas 'länger', nämlich ganze 15 Minuten. Man konnte schon in den Gesichtern der wartenden die Vorfreude sehen. Gespannte Blicke Richtung Bühne. Und als kettcar mit "Guten Abend Hansestadt Bremen! Wir sind Hansestadt Hamburg!" die Bühne betraten, kochte die Kesselhalle schon vor dem ersten Song
Mit 'Ausgtrunken' (klassisch) beginnend gefolgt von 'Wir danken der Academy' und 'Balkon Gegenüber'...super start und die Bremer Menge war von vornherein auf vollgas. Schon im ersten Drittel gabs einen 2er-Block an neuen Songs: '48 Stunden' eine etwas ruhigere Balade mit einem Text, der unter die Haut geht. Markus hat es mal wieder geschafft, Worte und Metaphern so miteinander zu verschmelzen, dass aus Kummer Optimismus wird. Der anschließende zweite neue Song (wurde ohne Namen angekündigt) rockte aber wieder im kettcar-typischem Pop-Gewand und hatte im Refrain einen sehr feinen Ohrwurm Charakter
Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Band im Schlachthof dermaßen abgefeiert wurde!! Man könnte meinen, kettcar hätten Heimspiel. Vor 'Money left to burn' meinte Markus noch: "Ich glaube die Leute sind gerade wieder in Hurricane Stimmung. Reimar sagte mir vorhin, in Bremen gibt's nur Studenten, die sind meistens recht verhalten. Aber das was hier abgeht ist ja wohl nur noch geil!" ... und recht hatte er. Die Band ist aus dem grinsen nicht mehr herausgekommen und fast zwischen jedem Song sagte Markus leise, etwas vom Mikro entfernt "Mann, das ist ja total geil!" Das Publikum und die Band waren total aus dem Häuschen. Reimar meinte etwas später noch: "Da haben die Bremer einmal den Meistertitel gewonnen und nun gehen die voll ab hier!"
Es wurden selbstverständlich noch weitere Klassiker vom Album gespielt wie 'Landungsbrücken raus', 'Wäre er echt', 'Im Taxi weinen' und 'Jenseits der Bikilinie' .... zum Schluss hin gabs nochmal einen neuen Song: 'Nacht' >> - fängt ruhig an im 3/4 Takt, sehr melancholisch alles - Gänsehaut und Kloß im Hals - wieder großartige Lyrics - zum ende hin wirds dann nochmal laut und brachial - das ging unter die Haut - dann war Schluss.... bis zur Zugabe.
Es war laut in der Kesselhalle und die Menge wollte mehr ... und sie bekam es. 'Stockhausen und Bild Gates' hieß der Song. kettcar mal von einer ungewohnt lustigen lyrics Seite. Es geht in dem Song darum, wie Markus, Karl Stockhausen(?) und Bill Gates in einem Fahrstuhl festsitzen und sich was erzählen...und am Ende, als sie endlich da raus geholt werden, hat Markus noch eine Überraschung für die beiden

... ich weiß gar nicht, ob ich das hier verraten soll, was diese Überraschung war...sehr skuril auf jeden Fall *lach*. Anschließend gabs noch einen weiteren neuen Song, den sie auch schon letztes Jahr gespielt haben...weiss den Namen leider nicht. Glaube es kursierte letztes Jahr das Gerücht, dass er 'Strangeways' heissen soll.
Zuguterletzt kam das, was kommen musste: 'Mein Skateboard bekommt mein Zahnarzt, der Rest kriegt mein Frisör". Teilweise leicht auf Bremen unmgetextet und wieder schön zum mitsingen. Sehr langer Applaus.
Danke kettcar! Der gestrige Abend hat das warten aufs neue Album unglaublich versüsst. Und die neuen Songs sind jetzt schon mehr als würdige Nachfolger von 'Du und wieviel von Deinen Freunden'! Markus beweist mal wieder große Textkunst. kettcar beweisen mal wieder anspruchsvollen deutschsprachigen gitarren-pop - Ich freue mich auf den Gig in Bielefeld
Im Tower gabs noch die offizielle Aftershow Party; wir haben uns aber entschieden ins Steintorviertel zu fahren. Da war Straßenfest und uns hat es ich vorher vermutet habe ins
Ein großer Abend

hoffe ich habe das da oben einigermaßen chronologisch richtig wiedergegeben. Danke für eure Aufmerksamkeit
