Der ehrenlose Another Rank- noname Anonymous lässt sich mal zu einer kleinen kurzen Review über das zuletzt erlebte Tracy Chapman Konzert in Hamburg hinreißen..
Länge: niedliche 4 Seiten
Zeit: Keine Ahnung, für sone kurze Stellungnahme guck ich gar nicht auf die Uhr *g* (zwei Stündchen waren es wohl..)
Titel: Dräisy Schäbmän und Achselhandtaschen die Zweite
Beginnen wir den Text mit dem Inhalt einer Mail von Svea, in der sie mich fragte wo in Hamburg wir uns überhaupt treffen sollen und dass sie dort sooo verloren sei und ob ich sie symbolisch an die Hand nehmen und durch die große böse Großstadt führen könnte. Ähem nunjaaa, wenn solch ein bezauberndes weibliches Wesen seine Hilflosigkeit und mehr oder weniger daraus resultierende Anhänglichkeit derart beurkundet, dann aktiviert sich irgendetwas in mir, das ich nicht benennen kann.. Jaja, die Herren der Schöpfung wissen was ich meine..

*gg*
Ich holte Svea jedenfalls vom Hamburger HBF ab, weil ich vor dem Konzert sowieso dort in der Gegend war. Pünktlich vor ihrer Ankunft fing es derart an zu schütten, dass ich von meinem spontan gefundenen Parkplatz bis zur unterdachten Wandelhalle zieeemlich nass wurde. Svea und ich telefonierten gerade, wo sich wer befindet und so weiter, als wir uns plötzlich direkt in die Arme liefen (wie das halt immer so is..

)
Ich hatte allerdings auch 2 Jacken an und noch ne Daunenweste und nen Kapuzenjacke im Auto. Das lag da seit Wochen herum, ich habs bei 30 Grad spazieren gefahren und dachte mir "wer weiß wanns das nächste mal schneit" *gg* Im hohen Norden war ja zumindest seit einigen Tagen wirkliches Ätzwetter. Naja jedenfalls wolkig und nicht mehr heiß.
Als ich Svea sah, musste ich erstmal lachen. Sie stand mit einer winzigen Tasche (sah aus wie von der Reisetaschen-Barbie geklaut..) und nur im T-SHIRT vor mir.
"Aber Herzchen, biste nich n bisschen kühl angezogen????"
ihre Antwort klang einleuchtend: "Bei uns in Berlin waren es vorhin 30 Grad! Woher soll ich wissen dass es in Hamburg regnet?" (nach einem vielsagenden Blick von mir, gab sie dann aber doch zu, dass man das durchaus wissen bzw ahnen KONNTE, dass es in Hamburg regnet *g*)
Das arme Ding hatte nichtmal ne vernünftige Jacke mit. Nur so ein Pullijäckchen. Aber Leen war ja vorbereitet. Ich stellte ihr meinen Pulli und meine Daunenweste in Aussicht und schon waren all ihre Sorgen geheilt.
Wir beschlossen, uns ein lauschiges Plätzchen in einem überdachten gastronomischen Etablissement zu suchen und dort die Zeit bis zum Beginn des Konzertes zu überbrücken.
Wir landeten im TH2 im Mittelweg (HH-Pöseldorf). Später sollte sich herausstellen, dass wir die ganzen langen Stunden bis ca Elf Uhr im doch recht groß angelegten Hamburg irgendwie nur in zwei Bezirken verbrachten *g*
Das Tolle war, dass wir DIREKT vor der Tür einen Parkplatz bekamen. Wir mussten quasi nur aus dem Auto auf einen restauranteigenen Korbstuhl fallen.. Svea ist ja der Meinung, das sei ihr besonderer Einfluss auf unsere Glückssträhne (ungeklärt blieb jedoch die Frage, wie ihr Einfluss auf das hamburgische Wetter zu werten sei..)
Svea tankte einen frisch angebauten und akkord-gefriergetrockneten Pfefferminztee und einige magenschonende belegte Brote und Leen widmete sich einem ihrer favorisierten grünen Getränke: Fritz-Cola Melone. Also das ist nicht Cola mit Melone (abartige Mischung?) sondern wirklich nur Melonenlimonade - für die, die das nicht kennen.
Svea behauptete, es schmeckt nach AHOI Brausepulver Waldmeister.. Welche psychologischen Erwartung und Erfahrung dieses hervorrufen, wenn man grünes Melonenzeugs sieht aber an etwas anderes Geschmackliches erinnert wird, haben wir zwar kurz diskutiert, aber nicht weiter erforscht..
(aber wir waren uns bestimmt einig, dass es nix mit noch nicht vollständig degenerierten Zungenkapillaren zu tun hat

)
Nachdem wir uns über hanseatische Besonderheiten und hamburgisches Flair und ein fehlendes solches in Berlin unterhalten hatten, machten wir uns auf den Weg zum Stadtpark.
(hätten wir klein Svea geglaubt, hätten wir die ganze Nacht auf ein Dräisy Konzert im Volkspark warten müssen ggg)
Am Stadtpark angekommen, erstmal eine Runde rundherum gefahren, um festzustellen, dass parken vor der Tür hier nicht wirklich mehr drin war.. Also doch in die Hindenburgstraße gefahren, dort geparkt und noch einen kleinen Fußmarsch durch den schönen Park zurückgelegt.
Svea wurde bekleidet mit allen erdenklichen Kleidungsstücken (wer wenig essen kann, der friert ja umso mehr)
Der sintflutartige Regen hatte aufgehört, es deuteten sich beinahe schon wieder Sonnenstrahlen an. Svea war der Meinung, dass auch dies auf ihren positiven Einfluss zurückzuführen sei..
Unwichtiges ließen wir im Auto: Kinder, Zelte, Campingkocher, Baugerüste und Kriegswaffen. Wir waren der Meinung, dass wir gut mal 2 Stunden ohne auskommen.
Andere Leute fanden das nicht. Ich weiß nicht genau WAS die kurzhaarige Schwester vor uns in der laaaaangen (!!) Warteschlange quer durch den Park da unterm Arm verpackt trug, aber es sah aus,wie ein Einmannzelt.
Den Grund für die lange Schlange erfuhren wir, als ein megaphonbewaffneter Mann an der Menschenkette vorbeiging und darauf hinwies, dass so ziemlich alle Gegenstände die man braucht, strengstens verboten waren.. Zelte, Handgranaten, Messer, Fotohandys durfte man nicht mit reinnehmen und sollte man wieder zum Auto zurückbringen.. (oder aber am Eingang abgeben und später wieder zurückbekommen.. jajaja

)
FOTOHANDYS? tss wir waren doch reichlich entsetzt. Weder Svea noch ich hatten irgendein interesse daran, aus hunderten Meter entfernung mit der fuseligen Witzkamera ein verwackeltes, unscharfes und viel zu dunkles Bild zu machen. Und eigentlich wollten wir nur für diese unnütze Aktion den ganzen Weg nicht zurücklaufen. Ich hätte ohne Handy doch nichtmal gewusst, wie spät es ist, wo oben und unten, wo Westen und Osten ist..
Also, wozu ist man Frau und hat spezielle Ausrüstungsgegenstände zwangsläufig am Leib? Da man davon ausgehen kann, dass die Securitydamen bei der Durchsuchung ganz spezielle Stellen am Körper kategorisch vernachlässigen, konnte man sie für ihre Blödheit ja auch mal "bestrafen", denn EIGENTLICH gehört das dazu..
Sie schienen sich nicht für unsere Körbchengrößen zu interessieren. Und somit auch nicht für die darin befindlichen verbotenen Kriegswaffen, Einmannzelte und Molotov-Cocktails *g*
Wir waren drin, noch kurz ein Besuch dieser komischen DDR-Toiletten und dann brachten wir uns in Position. Die wahrscheinlich völlig langweilige und nutzlose Vorband hatten wir ziemlich geschickt umgangen, es ging relativ bald los..
Es begann mit einer SEHR amüsanten Ansage eines, nunja ich würde ihn für euch mal als schlaftablettenverseuchten Schwaben (*duck*) beschreiben, was für ein Dialekt das tatsächlich war, konnten wir nicht herausfinden. Vielleicht auch was ostdeutsches - es war einfach undefinierbar. Und sehhhhr laaaaaaaaaangsaaaaaaam.
Er zog jedes Wort so in die Länge, das man am Ende schon wieder vergessen hatte, was er eigentlich gesagt hatte.. Ich sag euch, der Mann war stimmungsfördernder als die Vorband!
So hieß er uns willkommen zum heutigen Konzert von "DRÄISY SCHÄBMÄN".. er sagte noch so einiges, aber das hatte ich direkt nach der Ansage schon wieder vergessen.
Nachdem er seinen Satz 10 Minuten später beendet hatte, ging es wirklich los. Im Publikum hatte sich schon jezt ein wahrhaftiger Running Gag manifestiert.. Überall hörte man "Draisyy.. hast du gehört, Dräisy kommt jetz"
*ggg*
Welche Titel überhaupt gespielt wurden, kann ich euch gar nicht wirklich sagen, Svea und ich sind nur KNAPP einem Setlistbesitz entgangen (ok, zwischen uns und den vermutlichen Setlisten lagen mindestens 200 Meter, die Roadies auf der Bühne hätte man aus erster Reihe mit dem Megaphon von dem genannten Mann ansprechen müssen, wenn nicht sogar ANRUFEN - ach ne das ging ja nicht, wir hatten ja alle keine Handys dabei

)
Achja, für alle die nicht wissen wie der Stadtpark aussieht:
Es handelt sich um ein kreisrundes, von einer hohen uneinsehbaren Buchenhecke umgrenztes Areal. Auf dem Boden wächst Gras. Zumindest, bevor die tausenden Besucher da reinströmen
Die Stehfläche steigt von der Bühne aus nach hinten stetig an, so dass man theoretisch auch von den hintersten Plätzen noch eine gute Sicht hat.
Wieviele Leute da reingehen, trauen weder Svea noch ich mich zu schätzen, da wir in sowas gaaaanz schlecht sind. Fakt ist jedenfalls: Es sind sehr, sehr, sehr viele
Wie immer, wenn man nicht auf einem Ks Choice oder Sarah Konzert ist, sind auch seehr komische Leute da. Hinter uns stand zB ein wahrhaftiger "Checker". zumindest hielt er sich für einen solchen. Ein mittvierziger, schon leicht grauhaariger möchtegern Attraktivo, der die ihne begleitende Dame (die er übrigens siezte) permanent mit seinem tollen Fachwissen über Dräisy Schäbmän beeindrucken wollte. Leider wusste er de facto so gar nix.
Bei den bekanntesten Liedern (Revolution, Fast Car oder Baby Can I hold you) sagte er irgendwann mitten im Lied "acchh, DIE Nummer ist das! Hab ich mir ja gleich gedacht"
Bei Fast Car hat er irgendwas behauptet, es war zumindest so falsch, dass Svea ihm wohlwollend mit einem lockeren Spruch über die Schulter erklärte, welches Lied das sei. (aber hatte er sich wahrscheinlich auch gleich gedacht..

)
Während des Konzerts redete er ziemlich laut. So laut, dass Svea ihn irgendwann fragen musste, ob es möglich sei, die Unterhaltung auf die Pausen oder das Konzertende zu verlegen, weil wir sonst nicht wirklich was mitbekommen würden.
Er redete danach nicht weniger, nur leiser.. Und er vergaß nicht, sich permanent weiterhin als Ultrachecker zu präsentieren und somit blieb es auch nicht aus, dass er von Svea fortlaufend korrigiert wurde *g*
Ich fand diese ganze Veranstaltung höchst amüsant. Nicht nur, dass Dräisy ordentlich gerockt hat, was man ihrer Musik eigentlich gar nicht zutraut, dass wir dieses Euryhtmics Cover gehört haben und es in der Zugabe auch noch ein Come As you Are von Nirvana gab, nein - irgendwie waren auch die Leute lustig! Hinter uns stand zB ein komplett in hellrosa gekleidetes Kind. Wir wissen nicht, wer ihm beigebracht hat, so laut hysterisch zu jubeln..
Von meinem Stehplatz aus konnte ich die ganze Zeit auf eine vor mir Stehende Tussi gucken, welche unter ihrem Arm eines dieser berüchtigten Achselhandtäschchen trug.. Ich wollte ja nicht soviel reden wie der Checker hinter uns, aber irgendwann mussten Svea und ich uns einfach eingstehen, dass wir beide diese Handtasche schon eingehend fixiert hatten *ggg*
Svea machte anschließend ein unauffälliges Foto davon. Natürlich mit ihrem Fotografierkugelschreiber, denn Fotohandys waren ja verboten
Wie gesagt, Dräisy rockte den Park. Bei irgendeinem Lied gab es so ein faszinierendes Schattenspiel. Sie wurde von ganz vorne von einem auf dem Boden stehenden Scheinwerfer angeleuchtet, während sie abwechselnd so afrikanische Trommeln (kA wie die heißen..) und Gitarre spielte. Das hatte zur Folge, dass sich dies auf der hinter ihr befindlichen Leinwand in Schattenfiguren abbildete und der Lichttechniker schaltete die Scheinwerfer so, dass die jeweils trommelnde Hand im Rhythmus der Musik abwechselnd ein- und ausgeblendet wurde. Seehhhhhr stylisch!!
Ich fand jedenfalls das ganze Drumherum fast genauso spannend, wie das Konzert selbst, somit war ich auch ständig beschäftigt, das Publikum zu checken..

Die Person, deren Anwesenheit mich so am Rande mal interessiert hätte, hab ich allerdings nicht gesehen
Dräisy gab leider nur eine Zugabe und dann wurde auch schon abgebaut. Am Anfang hat sie auch noch viel geredet, später eher nicht mehr. Aber ihre Einstellung zum Publikum hat mir sehr gut gefallen. Sie war so unabgehoben und nett und begeistert, so ähnlich wie Sarah..

Ich hab ja schon ganz schreckliche Konzerte erlebt diesbezüglich, aber Dräisy ist mir wirklich sehr sympathisch!!
Nach dem Konzert mussten wir uns an der Schlange von den Leuten vorbeidrängeln, die ihre abgegebenen Handys und Zelte und Handgranaten abholen wollten.. Da meinte Svea noch ganz zynisch zu mir: Sollen wir die Leute mal dabei fotografieren wie sie ihre Fotohandys abholen?? *gg*
Da wir aber kein Mecker wollten und auch schon mehr oder weniger von so einem Aufpasser herausgeschoben wurden, haben wir uns dann doch in Richtung Auto begeben und sind - unter einigen Turbulenzen
>.. [navi]Die von ihnen gewählte Adresse befindet sich in einer nur beschränkt befahrbahren Zone[/navi]
irgendwann dann doch am Tenniscourt Rotherbaum gelandet, wo Svea von Schwester + Schwager abgeholt und Richtung Lüneburg transportiert wurde.
Und nun? Auf ein nächstes Mal, hoffentlich Amsterdam - pirschen wir uns ran!?
/me dankt Svea für positive Einflüsse, negatives Wetter und einen lustigen Abend!!
